C D s
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NEUES AUS
DER
MUSIKWELT
SPEZIALTIPP
POP
Steve Strauss
SEA OF DREAMS
Stockfisch/In-Akustik SACD
Frazey Ford
INDIAN OCEAN
(60’)
Nettwerk/Soulfood CD
Im H auptberuf ist Steve Strauss
Sozialarbeiter im US-Bundesstaat
New York, einen Ausgleich zum
harten Job findet er im m er wieder
im M usikm achen. Ganz los lässt
ihn seine soziale Ader zwar auch
auf dem neuen Album nicht, in
den m eisten Songs behandelt
er aber lieber Privates. Zum sehr
betulichen Laidback-Folk singt er
m it häufig falsch into niere nde r
Stim m e von seinen Hoffnungen
(„Sea Of Dreams“), von der Flucht
aus dem A lltag („On The M oon“)
und der Liebe als Schutz vor der
Unbill des Lebens („Forever And A
Day“). Gescheite Texte, klanglich
herausragend, m usikalisch aber
eine Enttäuschung.
hake
M it ihrer oft ins Falsett wechseln-
den und leidenschaftlichen Stimme
bewies Frazey Ford von jeher Pro-
fil - sei es als M itglied des Frau-
en-Trios Be Good Tanyas oder m it
ihrem Solo-Debüt „O badiah“ . Die-
ses hörte der Filmemacher Robert
Gordon, und im Zusam m enhang
m it einer Doku über M em phis Soul
lud er Frazey zur Zusam m enarbeit
ein. „Indian Ocean“ entpuppt sich
als eine V erbindung von Frazey
Fords verletzlicher Folk-Seele m it
dem S pirit des M em phis Soul, der
hier aufblüht dank m usikalischer
Urgesteine w ie der „H i Rhythm
Section“ - jener Truppe, die m it Al
Green oder Ann Peebles aufnahm.
Hervorragend!
p b
Kitty, Daisy & Lewis
THE THIRD
(47')
Sunday Best/Rough Trade CD
Die ersten beiden Alben hatten
eine charm ante A m ateurhaftig-
keit, vieles holperte hörbar, w irkte
unausgereift, und gerade dieses
Unperfekte machte Kitty, Daisy &
Lewis so sym pathisch. Ihr drittes
Album klingt dagegen um einiges
professioneller, der guten Laune tut
das erfreulicherw eise keinen Ab-
bruch. Im fertiggestellten eigenen
1 6
-Spur-Analogstudio in Camden
Town nahm en die Durham-Ge-
schwister m it Produzent M ick Jones
(The Clash) einen spaßbringenden
M ix aus Rockabilly, Jumpblues,
2
Tone, Old-School-Jazz und Country
auf. Alles schön altm odisch darge-
boten, wie man es sich von KD&L
wünscht.
ha ke
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Finbar Furey
/yj
THE LAST GREAT LOVESONG
Pinorrekk/Edel Kultur CD
(68’j
Bei der V erbreitung seines
2 0 1 1
erschienenen Album s „C o lo u rs“
fü h lte sich Finbar Furey von der
dam aligen P lattenfirm a im Stich
gelassen. Nachdem die Rechte
inzwischen an ihn zurückgefallen
sind, veröffentlicht er das schöne
A ltersw erk m it vier zusätzlichen
Prachtsongs nun in Eigenregie ein
zweites M al. Und der Folk-Altm eis-
te r tu t gut daran, denn es wäre zu
schade gewesen, wenn dieser le-
bensweise Liederreigen aus Eigen-
schöpfungen, Traditionals von der
„Grünen Insel“ und tollen Covers
(etwa von Phil Coulters „The Old
M an“) untergegangen wäre. M ary
Black und Shayne Ward haben
G astauftritte.
hake
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KLANG ★ ★ ★ ★ ★
Diana Krall
WALLFLOWER
Verve/Universal CD
(45’)
Auch
als LP
erhältlich
Diana Kralls stärkste Alben gefielen
nicht allein wegen ihrer schönen
Stimme. Ihr erster A lbum hit „The
Look O f Love“ (
2 0 0 1
) bestach
auch durch die erlesene „Easy
Listening“ -Produktion von Tommy
LiPuma inklusive aparter Arrange-
m ents von Claus Ogermann. A uf
„Live In Paris“ ein Jahr später, aus-
gezeichnet m it einem „G ram m y“
als „B est Jazz Vocal A lbum “ , de-
m onstrierte Diana Krall (Gesang/
Klavier) sängerische V ielseitigkeit
und instrumentales Können: Befreit
vom engen S ongkorsett sw ingte
sie gemeinsam m it Antony W ilson
(Gitarre), John Clayton (Bass) und
Jeff Hamilton (Drums) vor allem in
schnelleren Stücken wie „I Love
Being Here W ith You“ lustvoll um
die W ette. „The Girl In The Other
Room“ w iederum beeindruckte
durch blue sinfizierte, sehr per-
sönliche Songs, die die Kanadierin
überwiegend gemeinsam m it Ehe-
mann Elvis Costello verfasst hatte.
Von Anfang an interpretierte sie
(auch) Popmusik. Was ist nun das
Neue daran, wenn sie ein ganzes
Album jenen Ohrwürmern w idm et,
die „ich schon seit Ewigkeiten vor
mich hinsinge“ , wie sie selbst sagt?
Zunächst die Art des M usizierens,
denn au f jazzige Phrasierungen
oder gar S oli verzich tet Diana
Krall sow ohl vokal als auch ins-
trum ental, zumal sie eh nur bei drei
Stücken selbst in die Tasten greift.
Ausschlaggebend war w ohl, dass
m it David Foster ein Produzent ge-
wonnen wurde, der sich seinen Ruf
m it gediegenen Produktionen wie
Chicagos „Hard To Say I’m Sorry“
erworben hat.
Keine Überraschung also, dass
„W allflow er“ durch die Bank von
sanften Balladen wie Elton Johns
„S orry Seems To Be The Hardest
Word“ geprägt ist. Oder das bisher
unveröffentlichte „If I Take You Home
Tonight“ von Paul McCartney, für den
sie zuletzt als Arrangeurin und Pia-
nistin gearbeitet hatte. Ganz über-
wiegend klingt das schön, bisweilen
wird aber auch die Grenze zum Kitsch
gestreift, etwa wenn Diana Krall in
einem Duett m it Michael Buble um
die W ette schm achtet. Emotional
überwältigend wie ihr großartiges
Joni Mitchell-Cover „A Case Of You“
ist keine der Interpretationen. Oder
geht das nur m ir so? Insgesamt eine
glatte und in Relation zu früheren
Krall-Alben stark kom prim ierte,
gleichwohl tontechnisch gelungene
Produktion.
A n d re a s Kunz
>
Z
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KLANG ★
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Das DR-Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
D McPherson
LET THE GOOD TIMES ROLL
Rounder CD
(36’)
Auch
als LP
erhältlich
Auch bei op.
2
hält sich JD McPher-
son streng an W illiam Faulkners
Satz „D ie V ergangenheit ist nie
to t; sie ist nicht einm al vergangen“
und lässt die großen Zeiten des
Rock 'n' Roll w iederauferstehen -
in superber P roduktion. Diesmal
is t jede Hom m age an Idole wie
Bo Diddley, Duane Eddy und Little
Richard sogar auch im Stereo-M ix
p ro d u zie rt. G enial „fu s io n ie rt“
Tonmann M ark Neil den berühm -
ten Sound groß er R&B-, R&R-,
Jump Blues- und frü her Garagen-
rock-Klassiker. Raffiniert versteckt
er Zitate wie das von M ickey and
Sylvias „Love Is S trange“ beim
Song „S hy Boy“ .
F. Sch.
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ü
STEREO 3/2015 123